Wie jeden Morgen stand ich relativ früh auf da mir ja keine andere Wahl blieb. meine Eltern würden mich nie unendlich lange schlafen lassen, auch wenn ich am liebsten nichts anderes mehr getan hätte. heute würde mal wieder eine dieser berühmten Partys meiner Mutter statt finden. Klar, was auch sonst? Seufzend raffte ich mich auf und ging auf den kleinen Balkon von meinem riesigen Schlafzimmer, lehnte mich gegen das Geländer und schaute raus in den Garten. Immernoch hatte ich dieses Bild von ihm vor Augen wie er morgens mit meiner Mutter oder so da saß und auf mich wartete. Früher war ich öfters mal spät dran, das war nichts außergewöhnliches. Jedes Mal grinste er mich an als er mich gesehen hatte und gab mir zu verstehen, dass ich mich beeilen sollte. Wieso bekam ich dieses Bild nicht aus dem Kopf? Jeden Morgen, nach dem Aufstehen stand ich hier und schaute dorthin obwohl ich genau wusste, ich würde ihn nie wiedersehen. Traurig senkte ich den Blick. Es war jetzt schon ein Jahr her und immernoch wollte ich nicht wahr haben, dass er tot war. Irgendwas hinderte mich daran das zu glauben. Aber wen interessierte schon diese "alte Geschichte"? Nach einem Jahr sind alle der Meinung, dass man über so etwas hinweg ist. Nur, dass ich mir nie vorstellen konnte jemals wieder die Lippen eines anderen zu küssen, die Hand eines anderen zu halten oder jemals jemanden so anzulächeln wie ich ihn angelächelt hatte. Niemals. da blieb ich lieber für immer allein. "Ugh, leighton reiß dich zusammen.." Murmelte ich mir selbst zu und lief dann ins badezimmer, dass direkt neben meinem Schlafzimmer lag. Hier hatte sowieso jeder sein eigenes Badezimmer. Ich schloss die Tür hinter mir ab, ließ mir Badewasser ein und nahm dann erstmal ein heißes Bad um meine Gedanken zu ordnen. Doch kaum hatte ich es mal für 5 Minuten geschafft abzuschalten, klopfte es an der Tür. "Leighton? Machst du dich fertig? Ich leg dir das Kleid für die Party später auf dein Bett." Ertönte es vor der Tür in schroffer Stimme. natürlich war es meine Mutter. Sie war wie immer. Kein "wie geht es dir?, Hast du gut geschlafen?" Nichts. Aber warum auch, sie kannte die Antworten auf all diese Fragen. naja, so viel jedenfalls zur Entspannung. genervt stieg ich aus der Badewanne und machte mich dann fertig. Erst einmal allerdings nur für's Frühstück.
Ich kamm ziemlich spät wieder Zuhause an. Naja, eigentlich war es ja schon Mitten in der Nacht. Irgendwie war ich auch total durcheinander. Ich versuchte mich nach oben zu schleichen ohne, dass jemand etwas bemerkte da ich jetzt echt keine Lust auf Stress hatte. Aber da meine Mutter immernoch auf mich wartend im Wohnzimmer saß, hatte ich keine Chance und doúrfte mir erstmal was anhören weil ich nicht bei der Party war und was das nicht für einen schlechten Eindruck machen würde. Am liebsten hätte ich ihr gesagt was passiert war. Aber sie würde mich sowieso wieder nur für verrückt erklären lassen wie damals schon. Nach einem hitzigen Wortgefächt mit ihr, schliff ich mich dann hoch auf mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir ab und schmiss mich völlig fertig aufs Bett. Ich wusste überhaupt nicht mehr was ich denken oder fühlen sollte. Nun sprang ich doch wieder auf, lief ins Badezimmer und spritzte mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Wo ich schon dabei war wusch ich mich generell nochmal richtig, cremte mich ein und zog mich dann um. Warum nur war meine Mutter so verdammt egoistisch? War ihr der Ruf der Familie wichtiger als ihre eigene Tochter? Es schien fast so. Und dann die Sache mit Chace.. Ich konnte immernoch nicht so recht glauben, dass er wirklich immernoch am Leben war und alles vergessen hatte. Das bedeutete er hatte auch mich..uns.. komplett vergessen. Gut darüber, dass er Blake vergessen hatte war ich allerdings nicht traurig. Sie wollte ihn schon immer für sich haben und ich hatte immer Angst er würde irgendwann zu ihr gehen, weil er von ihr haben konnte was er von mir nicht bekam: Sex. Ich wollte einfach warten, wollte dass es perfekt wird. Und im Endeffekt kam es dann nie dazu. Ich hatte immer davon geträumt das erste Mal mit ihm in unserer Hochzeitsnacht zu haben. Und jetzt würde ich wahrscheinlich nie heiraten. Wir würden wahrscheinlich nie wieder zusammen sein. Selbst wenn er sich erinnern würde.. was würde das für einen Unterschied machen? Ich hatte mich verändert, er hatte sich verändert. Viellecht hatte er so gar eine neue Freundin. Allein der Gedanke dass nichts mehr so sein würde wie es war, egal wie sehr ich es mir wünschte trieb mir unbarmherzig Tränen in die Augen. Ich legte mich wieder ins Bett, schluchzte in mein Kissen und schlief dann irgendwann ein.
Am nächsten Morgen wachte ich verheult und mit starken Kopfschmerzen auf, also nahm ich erstmal eine Aspirin, was mich sofort wieder an Chace erinnerte. Ich seufzte leise, ging dann erst einmal duschen und zog mich an. Danach sah ich auf mein Handy und schrieb Chace eine SMS, damit er meine Nummer hatte. Wir schrieben eine Weile und ich fühlte mich direkt ein wenig besser. Jedoch wollte ich nicht die ganze Zeit hier Zuhause rum hocken. Auf meine Familie hatte ich sowieso keine Lust. Also zog ich mir eine dünne Jacke an, nahm meine Tasche und ging raus.
Als ich Zuhause an kam, saß meine Mutter mal wieder total aufgelöst im Wohnzimmer. Sie hatte sich wohl doch Sorgen gemacht. Noch bevor sie etwas sagen konnte, entschuldigte ich mich bei ihr, mich nicht gemeldet zu haben und erklärte ihr wo ich war. Erstaunlicher Weise brüllte sie dieses Mal nicht rum sondern zeigte mal Verständniss? Das kannte ich ja überhaupt nicht von ihr. Wir setzten uns dann zum ersten Mal zusammen und redeten eine Weile. Zwar nicht über alles und sie war immernoch etwas schroff, aber besser als nichts. Nach einer guten Stunde unterbrach Blake uns und da ich wirklich keine Lust auf sie hatte, ging ich nach oben über mein Zimmer ins Bad und duschte erst mal lange. Man fühlte sich doch ziemlich schmutzig wenn man die ganze Nacht draußen gewesen war. So langsam wurde ich auch wieder warm. Hoffentlich würde ich mich nicht erkälten. Eine gute halbe Stunde später, stieg ich wieder aus der Dusche, trocknete mich ab und wickelte ein Handtuch um meine Haare bevor ich in meinen begehbaren Kleiderschrank lief und überlegte was ich anziehen sollte. Nachdem ich etwas passendes gefunden hatte, zog ich mich an, ging wieder ins Bad, föhnte mir die Haare und bearbeitete sie mit einem Lockenstab. Noch etwas Make-Up und Perfume und ich war auch schon fertig. Ich würde einfach zur Vogue-Redaktion gehen und fragen ob ich vielleicht meinen alten Job als Praktikantin zurück haben könnte. Es war zwar wahnsinnig anstrengend, wenn ich mich richtig erinnerte, aber irgendwann musste es ja mal weiter gehen. Ich wollte zumindest versuchen wieder zu mir selbst zu finden. Ausserdem lenkte mich die Arbeit bestimmt ein bisschen ab. Ich nahm mir dann eine andere Tasche, packte meine Sachen um und ging dann runter. Gerade als ich an der Tür stand und gehen wollte ertönte ein "Wo willst du schon wieder hin? Du hast gar nichts gegessen" hinter mir. Meine Mutter wieder. "Arbeiten..hoffentlich. Mach dir keine Sorgen, ich kauf mir unterwegs was." Antwortete ich und sah kurz zu ihr. Das war zwar gelogen, dass ich mir was kaufen würde, aber das musste sie ja nicht wissen. Sie schien eher verblüfft darüber zu sein, dass ich "arbeiten" gesagt hatte, aber ich sah auch ein wenig Stolz in ihren Augen. Damit hatte sie nun wohl nicht gerechnet. Sie ließ mich also doch gehen und so machte ich mich auf den Weg.
Ich kam nach einer Weile wieder Zuhause an und war irgendwie völlig fertig. Er war sauer, das hatte man gemerkt. Dabei hatte ich nur nichts gesagt weil..weil..irgendwie wusste ich es selbst nicht. Ich meine was hätte das denn geändert? Nichts. Er hätte höchstens so getan als hätte er irgendwelche Gefühle für mich aus reinen Schuldgefühlen. Ich wollte ihm sowas nicht an tun. Ausserdem fragte ich mich irgendwie.. wenn er mich wirklich so sehr geliebt hätte, dann hätte er doch irgendwas fühlen müssen als er mich sah oder? Egal ob er sein Gedächtniss verloren hatte. Sein Herz war immerhin in ordnung. Ich fragte mich langsam ob er nur seinen Eltern zuliebe mit mir zusammen war. Ich meine, dass die das gerne so gehabt hätten war ja nichts neues. Vielleicht hat er mich nie geliebt und alles war gelogen. Dieser Gedanke machte mich wirklich fertig. Aber zum verzweifeln blieb keine Zeit. Ich schmiss mich sofort auf mein Bett und kümmerte mich um die ganze Arbeit die ich noch zu erledigen hatte.
Ich versuchte mich zwar die ganze Zeit zu konzentrieren, jedoch gelang es mir irgendwie mal so gar nicht. Mir war klar, dass er mich wahrscheinlich nie wiedersehen wollte. Aber ich wollte zumindest, dass er das verstand und nichts falsches dachte. Also schrieb ich ihm spät Abends noch eine SMS und hoffte er würde mir wenigstens eine Chance geben mich zu erklären. Wenn nicht, wusste ich auch nicht was ich machen sollte. Ich konnte ihn ja schlecht zwingen mir zu zuhören. Ungeduldig starrte ich auf mein Handy und hoffte auf eine Antwort.
Ich atmete erleichtert durch, als ich endlich eine SMS von ihm bekam. Eigentlich hätte ich längst im Büro sein müssen, aber das war mir jetzt egal. Ich hatte die ganze Nacht durch gearbeitet, schleppte alles runter in mein Auto nachdem ich mich schnell noch umgezogen hatte und machte mich dann auf den Weg zu Starbucks.
Ich hatte mich nach unserem Gespräch im Büro komplett in die Arbeit vertieft und kam erst spät in der Nacht wieder nach hause. Meine Mutter kam völlig aufgelöst auf mich zu gerannt und berichtete mir von der unglaublichen Neuigkeit, dass Chace ja noch lebte. Na wunderbar, dann konnte sich Blake ja wieder an ihn ran schmeissen gehen. Was auch immer. Mich ging das alles nichts mehr an. "Ich weiss." Antwortete ich nur emotionslos und lief dann hoch auf mein Zimmer. Meine Mutter schien etwas verwirrt, aber ehrlich gesagt war mir das gerade relativ egal. Tja nun hatte Blake ja ihre Chance wie sie immer wollte. In meinem Zimmer angekommen, knallte ich die Tür hinter mir lautstark zu, verzog mich ins Bad und ließ Badewasser ein. Ich wollte einfach nur meine Ruhe. Von allem und jedem am besten. Es waren ja doch nur alle gleich. Ich zog mich aus, wusch mir das Gesicht und stieg dann in die Badewanne. Ich schloss die Augen und hatte das Licht aus gemacht. Nur ein paar kerzen im Raum spendeten etwas Licht. Ich war doch sowieso allen egal. Manchmal fragte ich mich echt wozu ich eigentlich lebte. Wahrscheinlich rein weg zum arbeiten. Naja, immerhin etwas zu was ich taugte. Ich konnte mir schon gar nicht mehr vorstellen wie es war glücklich zu sein. Aber das war auch egal. Alles war egal.