Ich suchte mir schnell einen freien Parkplatz, parkte das Auto und stieg raus. Als ich reinging sah ich mich kurz um, ob ich sie schon sehen konnte. Nach kurzer Zeit sah ich sie schon an einem freien Tisch sitzen. Ich bestellte mir noch schnell einen Kaffee, bevor ich zu ihr rüberging. "Hey."
"Hey.." Antwortete ich etwas Tonlos da meine Stimme versagte. Ich räusperte mich kurz und sah zum ihm hoch da er noch stand. "Danke, dass du gekommen bist." Murmelte ich reumütig und hoffte er würde sich zu mir setzen. Wenigstens für einen kleinen Moment. Ich schaltete noch eben mein Handy aus, damit es keiner wagen konnte mich zu stören und nippte dann kurz an meinem kaffee.
"Kein Problem.", erwiderte ich dann und sah kurz zu ihr runter, bevor ich mich dann setzte. Ich wusste nicht so recht was ich sagen sollte. Schließlich wollte sie mir ja was erklären und nicht andersrum. Ich trank dann auch einen Schluck Kaffee, da ich immernoch etwas müde war. Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen.
"Also.. es tut mir leid. Ich hätte es dir sagen sollen, ich weiss. Sowas wichtiges verschweigt man eigentlich nicht. Es tut mir wirklich leid. Ich dachte einfach.. es wäre besser so. Ich wollte nicht, dass du dich..mir gegenüber verpflichtest fühlst oder sowas. Das alles war so schon zu viel für dich und schwer zu verarbeiten. Und wie hätte ich dir das sagen sollen? Oh hey, übrigens wir waren mal verlobt bzw fast verheiratet? Ich wusste nicht..wie ich dir das hätte beibringen sollen. Ausserdem hatte ich Angst okay? Ich..weiss auch nicht direkt wovor. Es tut mir einfach nur leid. Ich weiss, du fühlst dich jetzt sicher verarscht und willst nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich meine hey. Du hast jetzt ein neues Leben. Dazu gehöre ich nicht mehr. Ich hoffe einfach nur..du kannst mir das irgendwann verzeihen." Sagte ich dann und starrte die ganze Zeit depremiert auf meine Tasse während ich mit dem Henkel spielte.
Ich hörte ihr aufmerksam zu, während ich meinen Kaffee trank. Vielleicht hatte ich gestern etwas überreagiert. Aber trotzdem. "Ich hatte dich extra gefragt wie es mit uns beiden aussah.." sagte ich ruhig. "Aber ich kann dich auch verstehen. Ich will nur nicht das man mir Sachen verheimlicht. Und angelogen werden mag ich auch nicht.", erklärte ich dann. Ich war nicht wirklich sauer auf sie. Nur etwas enttäuscht. Vielleicht auch verletzt.
Ich musste mich echt bemühen nicht los zu heulen. Wie konnte ich auch so dumm sein und ihm sowas wichtiges verschweigen? Kein Wunder wenn er sich jetzt dämlich vor kam oder sauer war. Das letzte das er im Moment gebrauchen konnte, war wenn ihm jemand sowas verheimlichte und genau das hatte ich getan. Ouch, ich hasste mich gerade echt selbst dafür. Ich wollte nur sein Bestes und hatte ihm doch nur weh getan. "Ich weiss.. es tut mir so leid.." Murmelte ich und schloss kurz meine Augen um wieder runter zu kommen. Verzweifeln konnte ich später immernoch. Ich atmete tief durch und sah ihn dann an. "Ich wollte nur..dass du das weisst. Ich habs wirklich nicht böse gemeint. Ich wollte nicht, dass du denkst, dass ich es dir nicht gesagt habe weil ich es vielleicht bereue oder wünschte es wäre nicht so gewesen. Ich habe dich..immer geliebt und das werd ich auch immer. Du hast nichts falsch gemacht. Ehrlich. Du warst der beste fast-Ehemann den man sich hätte wünschen können. Es tut mir leid." Nun kullerten doch 2 Tränen meine Wangen hinunter. "Mist.." Murmelte ich zu mir selbst und wischte sie schnell wieder weg. Wenn er nur wüsste wie leid mir das tat. Er hätte es nicht von jemand anderem erfahren sollen.
"Ist schon okay..", sagte ich und seufzte kurz. Ich griff dann in meine Tasche und holte ein Taschentuch raus, welches ich ihr dann gab. "Bitte weine nicht..", sagte ich ruhig und sah zu ihr rüber. "Ich kann ja verstehen, dass das nicht einfach für dich ist. Und es tut mir auch leid, dass ich mich an rein gar nichts mehr erinnern kann. Alles was ich kann, ist zu versuchen mein Gedächtnis wiederzubekommen.."
Ich nahm stumm das Taschentuch und hielt es in meinen zittrigen Händen. Warum war er nur so? Es ging doch hierbei gar nicht um mich sondern um ihn. "Bitte..hör auf.. selbst wenn du dich erinnern könntest.. was würde das ändern? Du hast jetzt ein neues Leben. Neue Leute um dich und wirst dich sicher auch neu verlieben. Du musst jetzt an dich denken. Ich freu mich für dich, wenn du dich irgendwann erinnerst aber das ändert doch rein gar nichts oder? Nur weil du dich irgendwann wieder erinnerst heisst das nicht, dass alles wieder so wid wie es mal war, denn das wird es nie. Versuch nicht dich meinetwegen zu erinnern. Tu es für dich um zu wissen wer du warst, nicht um zu wissen wer du bist. Es tut mir leid, wenn ich hier sitze und heule. Ich kann damit einfach..noch nicht umgehen. Ich will dass du dich irgendwann. wenn du so weit bist, neu verliebst, glücklich wirst und irgendwann ganz viele kleine, süße Kinder hast die dir irgendwann den Verstand rauben. Wenn du etwas für mich tun willst, dann werd einfach glücklich. Egal wie oder mit wem. Das ist alles.. was ich will und von dir erwarte." Ich musste leicht mit Tränen in den Augen lachen als ich mir ihn bildlich maulend auf der Couch sitzend vorstellte weil seine Kinder ihn zur Weißglut trieben. Nochmal atmete ich tief durch, nahm das Taschentuch und putzte mir die Nase.
"Wie könnte ich, wenn es dich so unglücklich macht?", stellte ich ihr die Gegenfrage. Ich sah doch wie sehr es sie belastete. Na klar war es hart, wenn der den man liebte sich an nichts erinnerte. Ein neues Leben hatte und einfach nicht mehr in sein altes Ich hineinpasste. Ich hielt ihr noch ein Taschentuch hin und sah sie besorgt an.
"Weil das einzige was mich noch unglücklicher machen könnte als dich zu verlieren wäre, wenn du unglücklich wärst. Ich muss einfach lernen dich los zu lassen. Ich meine hey..das Leben geht weiter richtig? Du musst jetzt an dich denken. Das ist was Wichtigste. Ich komm schon irgendwie klar. Wirklich." Antwortete ich und musste wieder etwas lachen als er mir noch ein Taschentuch reichte. Ich kam mir so dämlich dabei vor hier zu sitzen und zu heulen, aber so richtig beherrschen konnte ich mich auch nicht. Immerhin bedeutete das nun wirklich das Ende für uns. Ich hatte immer gedacht, wenn ich es nicht ausspreche würde, dann wäre es vielleicht auch nicht wahr. Aber das stimmte nicht.
Ich wusste nicht wirklich was ich sagen sollte. Es gab eigentlich niemanden, den ich wirklich mochte. Sie machte sich einfach zu viele Gedanken. "Das heißt doch nicht, dass wir nicht mehr miteinander zu tun haben müssen..", sagte ich dann ruhig und lächelte sie leicht an. Klar ich konnte sie nicht von heute auf morgen lieben. Aber wenn die Erinnerungen zurückkam. Vielleicht bestand dann ja noch eine Chance für uns..
"N-nein, das hab ich ja auch nicht gesagt.." Murmelte ich und wischte mit meiner Hand über mein Gesicht. Vielleicht konnte er mich in dem Punkt auch genauso wenig verstehen wie ich ihn in manchen Punkten nicht verstehen konnte. Ich war einfach nur verwirrt. Ich meine.. was würde es denn ändern wenn er sich erinnerte? Damit kamen seine Gefühle doch auch nicht zurück. "Okay..eine Frage. Fühlst du irgendwas wenn du mich siehst? Abgesehen von Mitleid oder Schuldgefühlen?" Stellte ich ihm dann als Frage und sah ihn an. "Nein, richtig?" Meinte ich dann, lächelte etwas und trank dann noch einen Schluck. Vielleicht verstand er ja so was ich damit versuchte zu sagen. Es war nicht mal böse gemeint. Mein Herz würde wohl sowieso ewig auf ihn warten und nie aufhören zu hoffen.
"Ich hab keine Schuldgefühle oder Mitleid.", stellte ich richtig. "Ich fühle um ehrlich zu sein gar nichts. Nichteinmal meiner eigenen Mutter gegenüber. Vielleicht stimmt ja auch irgendwas mit mir nicht. Ich hab keine Ahnung. Aber wenn du lieber weiterweinen und fürimmer Trübsal blasen willst, dann kann ich dir leider auch nicht helfen.."
Wow.. das hatte weh getan. Und zwar richtig. Ich nickte nur stumm und sah dann aus dem Fenster. Als ob ich mir das ganze ausgesucht hätte. Aber ich war es gewohnt, dass die Leute um mich herum so reagierten. Also sagte ich dazu auch nichts mehr. "Vielleicht kommt das ja noch. Ich bezweifel, dass irgendwas mit dir nicht stimmt." Meinte ich nur und trank dann meinen Kaffee aus.
Ich rieb mir die Schläfen. Das war ein wenig anstrengend. Aber was sollte ich denn machen? Ich konnte nich so tun als sei alles in Ordnung. Klar wollte ich sie nicht verletzen aber sie musste auch lernen, dass sie nicht erwarten kann, dass man sie in ihrer Traurigkeit noch unterstützte. Sie musste drüber hinwegkommen. Sie kann doch nich ewig auf mich warten